Hygiene-Studie

Die Hygiene Studie des Deutschen Berufsverbands der Hals-Nasen-Ohrenärzte (BVHNO) in Kooperation mit dem DIFA

Die Studie des BVHNO zur Bedeutung des niedrigschwelligen Zugangs zur Laryngoskopie wurde von Herrn Prof. Bernhard Olzowy aus Landsberg am Lech, Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, initiiert.  

Die Studie untersuchte anhand von Abrechnungsdaten (Laryngoskopieziffer 09311 und damit in Zusammenhang stehende kodierte Diagnosen), wie viele Erstdiagnosen von Kopf-Hals-Karzinomen in Frühstadien durch HNO-ärztliche endoskopische Untersuchungen in einem festgelegten Zeitraum erkannt wurden. Studienbeginn war der 21. September 2021. Das Projekt wurde im Oktober 2022 mit der Erstellung eines wissenschaftlichen Gutachtens zum Abschluss gebracht.

Anlass

Die Anforderungen an die Aufbereitung von Endoskopen sind in den letzten Jahren immer strenger geworden und mit dem Arbeitsalltag einer normalen HNO-Praxis nicht mehr vereinbar. Dies stellt die HNO-Ärztinnen und -Ärzte praktisch vor schwierige Entscheidungen.

Ablauf

Die teilnehmenden HNO-Ärzte stellten einmalig die notwendigen Daten (z.B. Anzahl Laryngoskopien, Ca-Diagnosen und Krankenhauseinweisungen) aus dem Versorgungsalltag Ihrer Praxis anonymisiert und verschlüsselt zur Verfügung. So wurden Abrechnungsdaten aus der ambulanten HNO-ärztlichen Versorgung gewonnen und zur Analyse bereitgestellt.

Unser Beitrag

Unser Beitrag lag in der Akquirierung von HNO-Ärzten und der Auswertung der anonymisierten und verschlüsselten Daten (z.B. Anzahl Laryngoskopien, Ca-Diagnosen und Krankenhauseinweisungen) Daten, die die HNO-Ärzte einmalig aus dem Versorgungsalltag ihrer Praxis über ihr PVS-System zur Verfügung stellten.

Ziel

Das Ziel war, die Bedeutung der ambulanten Laryngoskopie hervorzuheben und mit Hilfe datenbasierter Argumentation den niedrigschwelligen Zugang zu endoskopischen Untersuchungen zum Wohl unserer Patientinnen und Patienten zu erhalten. Aus den Abrechnungsdaten sollten Erkenntnisse gewonnen werden, ob und in welcher Weise die intensivierten Hygieneanforderungen die Anzahl der Laryngoskopien und die darüber gestellten Diagnosen beeinflusst haben.

Effekt

Die Effekte sind die Nutzung datenbasierter Argumente für Verhandlungen mit Kostenträgern und die Bekräftigung der Wichtigkeit des niedrigschwelligen Zugangs zu endoskopischen Untersuchungen mit anonymisierten Daten aus dem Versorgungsalltag.

Ergebnis

Die Datenlage demonstriert klar die Signifikanz der Lupenlaryngoskopie in der Diagnostik von Karzinomen von Larynx, Hypopharynx und Zungengrund. Die Grundpauschalen (09210, 09211 und 09212) sind über den Betrachtungszeitraum um durchschnittlich 0,8% angestiegen, während die Lupenlaryngoskopie (09311) um durchschnittlich 1,8% weniger häufig durchgeführt wurde. Der deutliche Effekt der Corona-Pandemie ist zwischen 2019 und 2020 sichtbar. Hier war der Rückgang der Lupenlaryngoskopie um 18,9% doppelt so hoch wie der der Grundpauschalen (9,4%). Durch diese Entkopplung zeigt sich über die Jahre ein Rückgang des Anteils an HNO-Patientinnen und Patienten, die eine Lupenlaryngoskopie erhalten.

Projektzusammenfassung

Die Anforderungen an die Aufbereitung von Endoskopen sind in den letzten Jahren immer strenger geworden. Die meisten Landesgesundheitsämter verlangen inzwischen nach jedem Patientenkontakt eine Aufbereitung mittels eines validierten Verfahrens außerhalb des Untersuchungszimmers.

Die Umsetzung dieser Anforderungen ist mit dem Arbeitsalltag einer normalen HNO-Praxis nicht vereinbar. Sie würde hohe Investitionen und einen hohen personellen Mehraufwand bedeuten, was sich im aktuellen Vergütungssystem nicht betriebswirtschaftlich abbilden lässt. Dies stellt die HNO-Ärztinnen und -Ärzte praktisch vor schwierige Entscheidungen. Eine Übertragung von Krankheitserregern auf Patienten durch endoskopische Untersuchungen spielt in der praktischen Erfahrung der HNO-Ärztinnen und -Ärzten auch mit den bisherigen Aufbereitungsverfahren kaum eine Rolle. Demgegenüber steht die Erfahrung, durch endoskopische Untersuchungen regelmäßig wichtige Diagnosen zu stellen. Wenn die HNO-Ärztinnen und -Ärzte, um ihren Patienten auch weiterhin niederschwellig endoskopische Untersuchungen anbieten zu können, die Vorgaben nicht vollumfänglich umsetzen, setzen sie sich einem nicht unerheblichem Haftungsrisiko aus, da im Falle eines Vorwurfes durch einen Patienten eine Beweislastumkehr droht. Selbst wenn sie jedoch in größerem Umfang in zusätzliche Endoskope investieren, führt der erhöhte zeitliche Aufwand, der dann mit jeder endoskopischen Untersuchung verbunden ist, dazu, dass weniger endoskopische Untersuchungen durchgeführt werden können, was das Risiko mit sich bringt, schwerwiegende Diagnosen erst verzögert zu stellen.

Da gerade die nur endoskopisch in Frühstadien erkennbaren Karzinome von Larynx, Hypopharynx und Zungengrund in Frühstadien ein Langzeitüberleben von 50 – 90%, in späteren Stadien hingegen nur noch von 14 – 40% haben, sollte sich so eine Einschränkung endoskopischer Untersuchungen direkt in Menschenleben gegenrechnen lassen.

Für diese Studie wurden nur die in Verbindung der Abrechnung der Laryngoskopie-Ziffer 09311 gestellten Diagnosen und eventuell erfolgten Krankenhauseinweisungen erfasst. Die zur Verfügung gestellten Daten aus den Arztpraxen lagern auf einem sicheren Server in Deutschland und sind Dritten nicht zugänglich.

Eine Verwendung der Daten geschah ausnahmslos nur in enger Abstimmung mit dem BVHNO. Die Teilnahme war für die Ärztinnen und Ärzte kostenfrei. Die Erhebung und Analyse der Daten wurde vom BVHNO finanziert. Die Installation der dafür verwendeten Software in der Arztpraxis erfolgte per TeamViewer innerhalb einer halben Stunde außerhalb der Sprechzeiten und wurde unmittelbar nach dem Datenabzug wieder vollständig deinstalliert. Dies ermöglichte eine einmalige und datenschutzkonforme Kopie eines durch den BVHNO festgelegten, eng umgrenzten Datensatzes aus dem Arztinformationssystem zu erstellen, der verschlüsselt und anonymisiert an das DIFA weitergeleitet wurde.